Fedora auf dem EeePC

Wie installiert man Fedora auf einem Asus EeePC? Kann man ein normales Fedora verwenden oder muss es eine angepasste Distribution wie Eeedora sein? Daher nachfolgend eine Anleitung mit wichtigen Tipps und Tricks zur Installation und Konfiguration von Fedora auf einem Asus EeePC.

Fedora auf dem Asus EeePC beim Starten mit dem Red Hat Graphical Boot (RHGB)Eine Installation von Fedora auf dem Asus EeePC ist seit Fedora 8 möglich und wurde in Fedora 9 wesentlich verbessert. Während in Fedora 8 der Netzwerkkarten-Treiber erst mit einem Kernel-Update mitkommt und das Kernel-Modul für die integrierte Webcam gar nicht von Haus aus mitgeliefert wird, so werden mit Fedora 9 sämtliche Treiber mitgeliefert. Den Einsatz einer angepassten Distribution wie z.B. Eeedora kann ich überhaupt nicht empfehlen, da die Entwickler die Treiber nicht sauber in Fedora integriert haben und Updates nur begrenzt oder gar nicht vorsehen - letztendlich ist Eeedora mit spätestens Fedora 9 völlig überflüssig geworden.

Der in Deutschland üblicherweise erhältliche Asus EeePC 4G (701) bringt von Haus aus lediglich 512 MB RAM und eine 4 GB große Solid-State-Disk als Festplatten-Ersatz mit sich. Unabhängig von der Distribution empfehle ich den Einsatz von 2 GB RAM und einer zusätzlichen SD-Karte mit 8 GB Größe zur Steigerung der Leistung. Und ein kleiner Bluetooth-USB-Adapter erleichtert das mobile Arbeiten zusätzlich - je nach Händler sind das ingesamt etwa 100 Euro, die das kleine Notebook zusätzlich kostet. Der Austausch des Arbeitsspeichers ist relativ einfach und zudem auch kein Garantie-Problem.

Die Installation von Fedora lässt sich mit einem externen DVD-ROM-Laufwerk, welches über USB angeschlossen wird oder einem USB-Stick, starten. Dort wählt man im Bootmenü den Punkt "Install or upgrade an existing system (text mode)" aus und drückt die Tab-Taste, um die Boot-Optionen zu ergänzen und fügt nachfolgendes an:

floppy.allowed_drive_mask=0 clocksource=acpi_pm

Dieser Schritt ist nicht unbedingt erforderlich, sorgt aber dafür, dass der Fedora-Installer schneller ist, da er z.B. nicht vergeblich nach dem Disketten-Laufwerk suchen muss. Ich habe bewusst nicht die grafische Installation gewählt, da ich die textbasierte schneller finde. Bei den nächsten Schritten der Fedora-Installation wählt man aus, dass die Installation von der lokalen CD/DVD erfolgen soll, überspringt den Medientest und aktiviert das Netzwerk-Interface eth0 beim Starten, wählt die IPv4-Unterstützung aus und deaktiviert die IPv6-Unterstützung, sofern das eigene lokale Netzwerk kein IPv6 unterstützt.

Kommt man nun Partitionierung wählt man die Möglichkeit eines maßgeschneiderten Layouts und legt dort eine einzige große Root-Partition mit dem ext2-Dateisystem an. SWAP, LVM oder ein Dateisystem mit Journaling sollte man tunlichst unterlassen, soll die Solid-State-Disk bzw. die zusätzliche SD-Karte lange halten. Ständig schreibende Festplatten-Aktivitäten verkürzen die Lebenszeit beider Speichermedien sehr stark. Die Warnung wegen der fehlenden SWAP-Partition kann man getrost ignorieren und trotzdem fortfahren. Wichtig ist darauf zu achten, dass das richtige Speichermedium partitioniert wird, sofern man zusätzlich eine SD-Karte einsetzt, da eine Änderung der Bootreihenfolge im BIOS auch eine Änderung der Benamung der Gerätedateien verursacht - /dev/sda und /dev/sdb können hin- und herwechseln.

Die Installation des GRUB-Bootloaders verhält sich normal und bei der Software-Auswahl habe ich die Option zur benutzerdefinierten Selektion aktiviert. Im nächsten Schritt habe ich dann die Gruppen Editoren, GNOME-Desktopumgebung, Hardware-Unterstützung, Schriftarten, textbasierte Internetprogramme, X-Window-System und ältere Schriftarten ausgewählt, den Rest einfach abgewählt. Ich finde es auf so knapp zugeschnittener Hardware besser, später das nachzuinstallieren, was wirklich benötigt wird und lieber zuvor mit etwas minimalem zu beginnen - die eigentliche Installation hat anschließend bei mir 812 Pakete umfasst.

Nach erfolgreicher Installation von Fedora bootet man das System erstmals und deaktiviert im Assistenten zur erstmaligen Verwendung die Firewall und wählt danach den Menüpunkt zur X-Konfiguration. Da durch die textbasierte Installation das Standard-Runlevel ebenfalls ohne grafische Benutzeroberfläche ist, sollte man dies als eines der ersten Dinge nun in der Datei "/etc/inittab" korrigieren und das Runlevel 5 eintragen:

id:5:initdefault:

Auch wenn man das ext2-Dateisystem einsetzt, kann man die Lebensdauer der Speichermedien noch etwas optimieren, indem die Option "noatime" verwendet wird. Diese sorgt dafür, dass das System die Zugriffszeit auf Inodes nicht im Dateisystem ablegt. Sofern man mehr als die originalen 512 MB Arbeitsspeicher hat, sollten die sich häufig ändernde Teile des Dateisystems auf eine RAM-Disk ausgelagert werden, speziell wenn es sich um temporäre Dateien handelt. Nachfolgend ein Beispiel, wie die Datei "/etc/fstab" bei mir aussieht:

LABEL=/       /                  ext2    defaults,noatime              1 1
tmpfs         /dev/shm           tmpfs   defaults                      0 0
devpts        /dev/pts           devpts  gid=5,mode=620                0 0
sysfs         /sys               sysfs   defaults                      0 0
proc          /proc              proc    defaults                      0 0

# Nachfolgendes nur eintragen, wenn genügend RAM vorhanden ist
tmpfs         /var/cache/yum     tmpfs   defaults,size=384m,mode=1777  0 0
tmpfs         /tmp               tmpfs   defaults,size=128m,mode=1777  0 0

Da es beim Herunterfahren des EeePC passieren kann, dass dieser zwar ausgeschaltet wird, aber die LEDs nicht ausgehen (und dieser nicht wirklich ausgeschaltet ist), sollte man die Datei "/sbin/halt.local" anlegen und nachfolgenden Inhalt eintragen. Befindet sich die Rootpartition auf einer SD-Karte, so ist der zweite Teil ebenfalls erforderlich, um das Dateisystem sauber auszuhängen und eine Dateisystem-Prüfung beim Booten zu vermeiden.

# Den Soundkarten-Treiber aufgrund des LED-Problems entladen
modprobe -r snd-hda-intel

# Wenn Root-Partition auf einer SD-Karte ist, diese aushängen
eject /dev/sda1

Ganz wichtig ist es noch, die korrekten Berechtigungen auf die Datei zu setzen, diese muss ausführbar sein, damit sie beim Herunterfahren beachtet und abgearbeitet wird. Die Probleme mit dem Soundkarten-Treiber und dem Aushängen der SD-Karte sind auch bei anderen Distributionen bekannt.

eeepc:~ # chmod 755 /sbin/halt.local

Wenn es gewünscht ist, kann man noch einen zusätzlichen EeePC-Treiber nachladen, indem man ans Ende der Datei "/etc/rc.local" nachfolgende Zeile anfügt. Dieser Treiber bewirkt, dass die Funktionstasten Fn + F1 bis Fn + F12 verwendet bzw. mit eigenen Funktionalitäten belegt werden können. Was diese Tasten-Kombinationen letztlich bewirken, kann auch im Window-Manager oder in der Desktop-Umgebung umkonfiguriert werden - bei GNOME mittels des GConf-Editors.

# Treiber für EeePC-Hotkeys laden
modprobe eeepc

Sofern nicht bereits schon geschehen, sollte SELinux, das sicherheitserweiterte Linux, deaktiviert werden, da es ebenfalls die Lebensdauer der Speichermedien beeinflusst und zudem ein bisschen mehr Ressourcen benötigt, als wenn es deaktiviert ist. Zum Deaktivieren von SELinux ändert man in der Konfigurationsdatei "/etc/sysconfig/selinux" nur die Einstellung "SELINUX=permissive" auf "SELINUX=disabled" um und speichert diese Änderung ab.

Auch eine relativ minimale Installation von Fedora liefert einige Pakete mit, die auf dem Asus EeePC nur begrenzt oder gar nicht sinnvoll sind. Eine dynamische CPU-Taktung durch "cpuspeed" bringt - anders als oftmals prophezeit - leider keine längere Akkulaufzeit mit sich. Mit nachfolgendem Befehl können die unbenötigten Pakete inklusive der Abhängigkeiten entfernt werden:

eeepc:~ # yum remove selinux-policy selinux-policy-targeted cronie at anacron prelink cyrus-sasl cyrus-sasl-md5 cyrus-sasl-plain httpd httpd-tools bittorrent ypbind libselinux-python audit audit-libs-python device-mapper-multipath nscd psacct nss_ldap yum-updatesd smartmontools logwatch isdn4k-utils lftp gdb rsh smolt smolt-firstboot kerneloops cpuspeed

Sind diese überflüssigen Pakete entfernt, so kann man das RPM-Repository Livna einbinden. Dieses enthält z.B. RPM-Pakete von MadWifi für den im Asus EeePC verbauen WLAN-Chipsatz. Den im Kernel bereits enthaltenen reinen Open-Source-Treiber "ath5k" konnte ich nicht zur Arbeit bewegen und setze daher leider auf den MadWifi-Treiber mit der propritären Hardwareabstraktionsschicht. Vielen Dank auch an dieser Stelle an die Paket-Maintainer Nicolas Chauvet und Thorsten Leemhuis vom Livna-Repository.

eeepc:~ # rpm -Uvh http://rpm.livna.org/livna-release-9.rpm
Retrieving http://rpm.livna.org/livna-release-9.rpm
warning: /var/tmp/rpm-xfer.Zkhzls: Header V3 DSA signature: NOKEY, key ID a109b1ec
Preparing...                ########################################### [100%]
   1:livna-release          ########################################### [100%]
eeepc:~ # 

Da es bislang kein Release von MadWifi gibt, dass den passenden WLAN-Treiber beinhaltet, wird dieser bei Livna im Testing-Repository gepflegt. Dieses Repository wird aktiviert, indem man in der Datei "/etc/yum.repos.d/livna-testing.repo" das erste "enabled=0" auf "enabled=1" setzt. Anschließend sollte ein Update durchgeführt werden - insbesondere, da es empfehlenswerte Aktualisierungen oder gar wichtige Korrekturen gibt, beispielsweise wenn sich das Root-Dateisystem auf einer SD-Karte befindet.

eeepc:~ # yum update -y

Fedora auf dem Asus EeePC unter X mit GNOMENach der Aktualisierung der Pakete empfiehlt sich nun an dieser Stelle ein Neustart, damit die ganzen gemachten Änderungen hinsichtlich Runlevel, SELinux, Soundkarten-Treiber, SD-Karte, Dateisystem-Optionen etc. aktiv werden und auch der neue Kernel gestartet wird.

eeepc:~ # reboot

Während dem Start von Fedora, beim Red Hat Graphical Boot (RHGB), ist einiges an Zeit verstrichen und viele unbenötigte Dienste sind mitgestartet worden und genau das wird als nächstes geändert. Selbstverständlich kann man die Liste der Dienste an die eigenen Bedürfnisse anpassen:

eeepc:~ # for service in rsyslog ntpd ntpdate ip6tables iptables irda cups mdmonitor winbind rpcbind rpcgssd rpcidmapd netfs nfs nfslock; do
> chkconfig $service off
> done
eeepc:~ #

Als vorletzten Schritt empfiehlt sich es, ein paar nützliche Werkzeuge für die Kommandozeile und eine Webcam-Anwendung noch nachzuinstallieren - natürlich auch den vorher bereits erwähnten MadWifi-Treiber für WLAN-Unterstützung, sofern man diese überhaupt nutzen möchte.

eeepc:~ # yum install lynx w3m elinks vim-enhanced ncftp gconf-editor madwifi ucview

Ist alles installiert, sollte am besten noch ein Neustart des Laptops durchgeführt werden, da das MadWifi-Paket von Livna den ath5k-Treiber deaktiviert, um einen Konflikt zwischen den beiden Kernel-Modulen zu verhindern.

eeepc:~ # reboot

Das Hochfahren des Fedora-Systems sollte nun wesentlich schneller gehen und anschließend kann man sich mittels des GDM grafisch anmelden, weitere Software installieren, das System weiter einrichten. Sofern das WLAN und die Webcam im BIOS aktiviert worden sind, funktioniert nun WLAN über den NetworkManager. Die Webcam-Anwendung UCView von Unicap wurde in dieser Anleitung ebenfalls bereits mitinstalliert und befindet sich im Menü unter "Unterhaltungsmedien" - es handelt sich übrigens um die gleiche Anwendung, die auch das Debian-Derivat Xandros von Haus aus auf dem Asus EeePC einsetzt. Ich möchte an dieser Stelle auch noch meinen Dank an Markus Espenhain richten, der die Fotos für diese Webseite geschossen hat.